Schwindelgefühle bei Aikido-Rollen überwinden
Schwindelgefühle während der Aikido-Rollen sind ein häufiges Problem, das viele Praktizierende betrifft. Diese Empfindungen können das Training beeinträchtigen und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten mindern.
Es gibt jedoch mehrere Strategien, um diesen Schwindel zu reduzieren oder ganz zu vermeiden.
Warum wird uns schwindelig, wenn wir anfangen zu rollen?
Unser Gefühl für unsere Position im Raum entsteht in jedem Moment durch einen Informationsfluss aus drei Systemen:
Unser Sehvermögen – etwa 80 % unseres Gleichgewichtssinns beruhen auf dem Sehen.
Unser Vestibularsystem – drei Bogengänge in der Nähe unseres Innenohrs teilen unserem Gehirn mit, wo sich unser Kopf im Raum befindet.
Unser propriozeptives System – es erkennt und steuert Kraft und Druck, um die Position unseres Körpers im Raum zu bestimmen.
Wenn dieser Informationsfluss gestört wird, wie z. B. beim Vorwärts- oder Rückwärtsrollen, kann das zentrale Nervensystem die Informationen falsch verarbeiten, sodass wir uns unsicher und schwindelig fühlen. Unser Gleichgewichtssystem muss erst für eine Rollbewegung vorbereitet werden.
Was tun?
Es gibt keine allgemeingültige Lösung; der Gleichgewichtssinn jedes Menschen ist durch seine persönliche Geschichte geprägt. Hier sind einige Trainingsansätze, die helfen können, Schwindelgefühle zu reduzieren und beim Rollen ein Gleichgewichtsgefühl zu entwickeln.
1. Blick auf den Horizont: Behalte vor und nach dem Rollen Deinen persönlichen Horizont im Blick. Der Blick nach unten während des Rollens kanndas Gleichgewichtssystem stören; wir sind darauf ausgelegt, das Gleichgewicht zu finden, wenn unsere Augen nach vorne gerichtet sind. Der Blick nach unten verstärkt außerdem die Abwärtsbewegung des Kopfes zum Boden und kann das Schwindelgefühl verstärken.
2. Den Boden spüren: Entwickle eine sensorische Beziehung zum Boden und spüre Druck und Gewicht, wenn Gliedmaßen und Rumpf den Boden berühren. Beispielsweise trägt die „Teddybär“-Rolle, bei der man darauf achtet, wie sich Druck und Körpergewicht dynamisch durch den Körper bewegen, zur Entwicklung eines stärkeren propriozeptiven Sinnesempfindens bei. Der Gleichgewichtssinn vieler Menschen hängt stark von den Augen und in geringerem Maße von der propriozeptiven Fähigkeit abhängt. Die Stärkung der Sinneswahrnehmung kann Schwindelgefühle verringern und das Gleichgewicht verbessern.
3. Die Augen leiten die Bewegung: Der Blick wird genutzt, um die Bewegungsrichtung klarer zu erkennen. Das Sehvermögen trägt maßgeblich zum Gleichgewicht bei. Wenn wir es beim Rollen nutzen, können wir den Informationsfluss zum Gehirn optimieren und Schwindelgefühle reduzieren.
4. Atmen: Beim Rollen ausatmen. Das Anhalten des Atems und die Anspannung der Muskeln im Zwerchfellbereich sind eine Stressreaktion und können das Schwindelgefühl verstärken. Die Spannung während des Rollens, auch im Zwerchfellbereich, beeinträchtigt den Blut- und Sauerstofffluss im Körper und trägt zu Schwindelgefühlen bei.
5. Pausen bei Bedarf: Rollen nach dem Prinzip der Bewegungspausen: kurze Rollphasen, gefolgt von Pausen. Um Anfänger dabei zu unterstützen, ihr dreiteiliges Gleichgewichtssystem zu trainieren, brauchen sie Pausen, damit diese Systeme die sensorischen Informationen verarbeiten können. Ein eigenes Tempo für das Rollen und die Pausen wählen und auch selber entscheiden, wann genug ist. Wiederholtes kurzes Rollen und Pausen können Schwindelgefühle reduzieren.
6. Lass dir Zeit: Wenn Anfänger bei höheren Schwierigkeitsgraden Desorientierung, Schwindelgefühle oder eine reflexartige Verspannung verspüren, die sich in Atemanhalten und Hohlkreuzen äußern kann, sollten sie zu einer früheren Rollphase zurückzukehren. Mit diesem Trainingsansatz wollen wir positive neurologische Verbindungen zwischen Gehirn und Körper aufbauen.
7. Spüre deine Mitte: Sobald Anfänger die grundlegenden Rollen sicherer beherrschen, sollten sie versuchen auf den Weg ihres Beckens im Raum zu achten. Anfänger neigen dazu, sich im Kopf zu orientieren. Die Aufmerksamkeit auf das Becken hilft, den tatsächlichen Schwerpunkt zu finden, während sich die Orientierung im Schwerkraftfeld verändert.
Wir können lernen, Schwindelgefühle zu überwinden. Aber: Schwindelfreies Rollen zu entwickeln, braucht Zeit und Geduld.
Original-Artikel aus "Aikido for Life"; Autorin: Cheryl Whitelaw(1.Dan):
https://aikidoforlife.substack.com/p/overcoming-dizziness-in-aikido-rolls